Das Kunstwerk

Eines Tages wollte die kleine Freundin des Kleinen Mannes ein Bild malen. Allerdings nicht mit dem Pinsel, sondern mit den Fingern. Man konnte mit den Fingern die Fingerfarbe aus kleinen Töpfen herausstreichen und dann auf das Papier abstreifen. Die Farbe ließ sich herrlich verschmieren und es entstanden interessante Farbklecksbilder dabei.

Der Kleine Mann sah seiner kleinen Freundin interessiert zu. „Darf ich mitmachen?“, fragte er. „Na klar! Aber wie willst du mit deinen kleinen Händen denn an die Farbe herankommen?“

Das war allerdings ein Problem. Der Kleine Mann schwang sich auf den Rand eines Farbtopfes und verlor dabei das Gleichgewicht. Die Farbreste auf dem Rand waren aber auch richtig glitschig. Mit einem Schrei fiel er in den Topf mit der roten Farbe hinein.

Wie sah der Kleine Mann aus! Über und über mit Farbe bekleckert. Er versuchte wieder auf den Rand zu kommen, aber das war nicht so einfach für ihn. Die glibberige Farbmasse hielt ihn fest.

Schließlich hob seine kleine Freundin ihn aus dem Farbtopf heraus und setzte ihn auf das Papier. Nach einem kurzen Verschnaufen rief er: „Und jetzt male ich ein einmaliges Bild!“

In der Tat: Das Bild wurde einmalig. Nie hat man ein solches Bild gesehen. Er rollte sich auf dem Blatt hin und her. Das ergab ganz eigenartige Schlieren und Farbstreifen. Er stellte sich hin und tappste über das Blatt. Seine Fußabdrücke waren jetzt auch zu sehen.

Rote Kleckse und Farbfelder waren auf dem ganzen Blatt verteilt.

„Und jetzt noch ein wenig blau!“, meinte er und kroch zum nächsten Farbtopf. Ehe man ihn daran hindern konnte, war er in den Topf mit der blauen Farbe gesprungen. Er rief: „So, jetzt kannst du mich hier herausholen!“

Natürlich half seine kleine Freundin ihm aus dem Farbtopf heraus und sogleich wiederholte der Kleine Mann seine Malkünste.

Als die Mutter in das Zimmer hereinkam und den völlig farbverschmierten Kleinen Mann sah, blieb ihr vor Staunen erst einmal der Mund offen stehen. „Was hast du denn gemacht?“, fragte sie erschrocken.

„Wieso? Ich male hier ein besonderes Bild!“, erklärte er. Ja, besonders war das Bild wohl zu nennen. Da waren Abdrücke der Hände, der Schuhe und darüber gewälzt noch Streifen von seiner Hose und dem Hemd. Die Farben kreuzten sich, an einigen Stellen waren sie lila geworden.

Am meisten staunten sie aber über den Kleinen Mann. Seine kleine Freundin sagte: „Du bist das besonderste Kunstwerk, das ich in meinem ganzen Leben gesehen habe! Du bist der Künstler und du bist selber ein Kunstwerk!“ Und da hatte sie wohl Recht. Als der Kleine Mann sich im Spiegel sah, musste er schallend lachen. Und so sangen alle ganz vergnügt ein Lied:

Der kleine, kleine Kleine Mann, was der als Künstler schaffen kann ...