Hilfe, ein Raubtier!

Eines Tages kam der Kleine Mann wieder zur Familie. Er pfiff ein Lied, damit alle wussten: Der Kleine Mann ist im Anmarsch! Gleich würde er wieder seine drei Freunde treffen. Das war immer toll mit denen. Sie waren unterschiedlich alt, so konnte er mal mit der kleineren Freundin, oder auch mal mit den beiden größeren Kindern spielen und viele Sachen erleben.

„Heute will ich die drei aber mal überraschen“, überlegte er. Die hatten sein Pfeifen wohl noch nicht gehört. So schlich er hinten in den Garten hinein. Niemand da! Das wird eine Überraschung werden. Er wird sich ganz leise heranschleichen, immer in Deckung gehen, damit ihn niemand sieht und dann … ja, dann würde er mit einem lauten Gebrüll wie ein Raubtier hinter ihnen stehen. Er freute sich schon riesig auf den Schrecken, den er ihnen einjagen würde!

Die Tür vom Haus in den Garten stand offen. Er konnte also hineinkommen. Die Türen waren für den Kleinen Mann ja immer das Schwierigste. Nur manchmal war es ihm gelungen, an der Hauswand hochzuklettern und dann mit einem Riesensatz auf die Türklinke zu springen. Manchmal hing er sich dann am äußersten Ende dran und langsam drückte er damit die Klinke hinunter. Neulich war das auch passiert, aber dann musste die Tür ja einen Schwung bekommen, damit sie sich auch aufdrehte. Und wisst ihr, was geschah? Die Klinge zeigte nach unten, der Kleine Mann rutschte ab und knallte auf die Steine. Wie hat er sich da weh getan!

Jetzt aber war ja die Tür offen. „Wenn ihr wüsstet, dass der Schrecken naht!“, flüsterte er leise und da – kam ein Raubtier mit einem Raubtiergebiss auf ihn zugesprungen! „Hilfe! Hilfe!“, schrie er in höchster Not und rannte in den Garten hinein. Das Tier war größer als er und er versuchte, zu einem Baum zu kommen. Das Untier aber sprang hinter ihm her. In panischer Angst raste er über den Rasen. Kurz bevor das Tier ihn erreichte, kletterte er einige Äste hoch und schaute nach unten. Da stand – ein Kätzchen!

„Du, Kleiner Mann, wir haben zwei Kätzchen bekommen! Die sind so süß!“, rief seine kleine Freundin in den Garten hinein. Sie hatte den Kleinen Mann schreien hören und wollte wissen, was da los war. „Bitte nimm das Tier hier weg!“, sagte er, „ich habe mich so erschreckt.“

„Hast du denn noch nie eine Katze gesehen?“, war die kleine Freundin völlig verwundert. „Ja, für dich sind das süße Kätzchen, aber für mich sind das riesige Tiere, hast du gar nicht daran gedacht?“, empörte sich der Kleine Mann.

„Komm herunter vom Baum, du brauchst doch keine Angst vor der kleinen Katze zu haben. Streichele sie einmal über ihr weiches Fell“, forderte sie den Kleinen Mann auf.

Langsam kam er herunter. Vor Tieren hatte er immer ein bisschen Angst. Er musste erst erleben, ob sie aggressiv waren oder nicht. Er streichelte jetzt das Kätzchen. Und wisst ihr, was da geschah? Das Kätzchen fing an zu schnurren und schmiegte sich an ihn. So etwas hatte der Kleine Mann noch nie erlebt.

„Ich hätte es dir sagen können, dass wir kleine Kätzchen bekommen, aber ich wollte dich damit überraschen!“, erklärte sie dem Kleinen Mann. „Die Überraschung ist dir gelungen, aber ich habe mich so erschreckt, dass ich dachte, ein Löwe will mich fressen“, erklärte er ihr.

Die kleine Freundin nahm jetzt das Kätzchen auf ihren Schoß und der Kleine Mann fühlte sich jetzt auch total geborgen. Er hatte keine Angst mehr. Vielleicht würden sie zusammen sogar Freunde werden?