Eine wunderschöne kleine Tasse …

Eines Tages fragte die kleine Freundin des Kleinen Manns: „Willst du morgen mit uns zum Flohmarkt gehen?“ Der Kleine Mann überlegte und überlegte und dann sagte er schließlich: „Nö, will ich nicht! Bleibt ihr doch auch lieber hier. Dann können wir miteinander etwas spielen!“

„Warum willst du denn nicht mitkommen? Das ist total toll und lustig! Du musst das unbedingt kennen lernen!“

„Nein, das muss ich unbedingt nicht kennen lernen!“, beharrte der Kleine Mann energisch. „Ich will nichts damit zu tun haben, basta! Und ich finde es blöd, dass ich hier allein bleiben soll. Warum wollt ihr bloß zu so einem blöden Markt gehen. Ich gehe jedenfalls nicht mit!“

„Dann erkläre uns doch bitte mal, warum du nicht mitgehen willst. Du bist doch sonst immer bei allem, was wir unternehmen, mit Begeisterung dabei. Und dir würde es ganz bestimmt gefallen, glaube uns doch mal!“

„Ich will nichts mit Läusen zu tun haben!“ Ganz empört sagte er das und wollte sich umdrehen, um wegzugehen. „Wie, was hat das denn mit Läusen zu tun? Wir verstehen nun gar nichts mehr! Hast du etwas falsch verstanden? Wir wollen doch zum Flohmarkt!“

„Es ist mir egal, ob Läuse oder Flöhe, ich mag beide nicht! Ich muss mich jetzt schon jucken, wenn ich nur daran denke! Und Flöhe sind sogar noch schlimmer als Läuse, die können nämlich richtig weit springen mit ihren langen Sprungbeinen. Ich mag gar nicht daran denken!“

„Nein, das hat überhaupt nichts mit Flöhen oder Läusen zu tun. Das heißt nur so, ich weiß auch nicht warum.

Manche nennen es auch Trödelmarkt. Jedenfalls kann dort jeder Sachen verkaufen, die er nicht mehr braucht. Viele Leute kommen dorthin und sehen sich alles an. Manchmal finden sie etwas, das sie gut gebrauchen können. Dann kann man das gebrauchte Stück kaufen.

Man geht also nicht in ein Geschäft, sondern die Leute haben sich Tische mitgebracht und breiten da unter freiem Himmel ihre Sachen aus. Manchmal sind richtige Schätze dabei.“

Der große Bruder hatte es so gut erklärt, dass der Kleine Mann es verstand und jetzt Feuer und Flamme war. Er wollte unbedingt mitkommen. Das versprach spannend zu werden.

Die Mutter ging vorneweg. Die Kinder sprangen von einem Stand zum anderen. Es gab dort so viele Spiele zu sehen. Sachen zum Anziehen gab es haufenweise und Geschirr und kleine Schränke, man konnte gar nicht alles aufzählen, so viele Sachen gab es da zu sehen.

Schließlich kaufte die Mutter eine Tasse. Sie war so klein und süß, dass der Kleine Mann sie ganz toll fand.

„Diese Tasse, die ist klasse! O, schenkst du mir die?“, bettelte er. Obwohl die Mutter eigentlich bei Betteleien ganz sauer wird und das Erbettelte dann gerade nicht kauft, war sie sofort einverstanden. „Ja, die gehört dir, die ist so schön klein, die ist für dich, Kleiner Mann!“

Da war er froh! Die Tasse hatte goldene Verzierungen und ein paar Blümchen aufgemalt. Die Tasse wurde sorgfältig in Zeitungspapier eingewickelt, damit sie nicht kaputt ging. „So, jetzt kannst du endlich aus der Tasse trinken!“, meinte die Mutter.

Zu Hause wurde die Tasse mit der Untertasse auf den Tisch gestellt. Die Mutter und die drei Kinder gingen aus dem Zimmer hinaus, um für das Abendbrot aufzudecken. Na, der Kleine Mann hat zwar keine Läuse oder Flöhe auf dem Kopf, aber manchmal Flausen im Kopf!

Als sie wieder in das Esszimmer kamen, was sahen sie da? Die Tasse – und mitten darin den Kleinen Mann. Er wollte sich wohl verstecken, aber dafür war die Tasse dann doch zu klein für ihn. Endlich war mal etwas zu klein für ihn! Meistens war ja alles viel zu groß für ihn. Immerhin passt er in die Tasse hinein und guckte schelmisch über den Tassenrand.

Da blieb er tatsächlich die ganze Essenszeit drin und ließ sich seine Esssachen anreichen. „Gib mir mal meine Brotschnitte mit Käse!“, sagte er zum Beispiel, „und dazu noch meinen Becher mit Milch.“

So saß er gemütlich in seiner Tasse und ließ es sich schmecken. Und er ließ sich bedienen. Nach einiger Zeit kroch er aber wieder aus der Tasse heraus. Es war ihm doch wohl zu unbequem darin. Schließlich gab es keine Polster und keine Kissen darin. Als er ein kleines Kissen holen wollte, protestierte die Mutter: „Nichts da! Du kannst meinetwegen in der Tasse sitzen, aber eine ausgepolsterte Tasse auf dem Esstisch, das kommt hier nicht in Frage!“, bestimmte sie.

Die Kinder fanden den Kleinen Mann in der Tasse natürlich putzig und sangen:

Der kleine, kleine Kleine Mann, in Tassen sogar baden kann …

Nein, das wollte er aber dann doch lieber nicht. Ein Bad in der Tasse, nee! Tassen gehören zum Essen und zum Trinken. Dabei sollte es auch bleiben. So blieb dieses Schmuckstück dann auf seinem Platz und wenn er Lust hat, kann er wieder in die Tasse steigen. Dann kann er sich dort wie ein Kapitän in einem Schiff fühlen. Ahoi!

Und die Kinder sangen, nachdem sie sich verabredet hatten:               

Der Kleine Mann ist hier zu sehn, in der Tasse wie ein Kapitän …

 

Den Kindern fielen oft passende Texte zum Lied ein!

 

Und der Kleine Mann rief: „Diesmal ist es nicht passend, diesmal ist es tassend!“ Auf was für Ideen der auch immer kommt!