Blätter-Wetter …
Eines Tages war Regenwetter. Aber die Kinder waren darüber gar nicht traurig. Sie wollten unbedingt nach draußen. Die Mutter zog ihnen mit Regenkleidung an, und die Regenjacke hielt auch die Regentropfen ab.
Aber was spielt man denn im Regen? Durch die Pfützen rasen? Das hatten sie schon beim letzten Regen gemacht. Und die Mutter hatte danach geschimpft, weil die ganze Kleidung nass und dreckig geworden war.
Diesmal hatte die kleine Freundin des Kleinen Manns aber eine gute Idee. Sie sagte: „Wir sammeln bei dem Wetter Blätter!“ Der Kleine Mann fragte: „Ist das denn ein Blätter-Wetter?“ Da mussten die beiden lachen. Blätter-Wetter, gab‘s denn sowas? Natürlich!
Also liefen die beiden los und sammelten schöne Blätter. Die waren zwar nass, aber das machte nichts, die kann man zu Hause schön trocknen. Die werden dann zwischen Zeitungsseiten gelegt. Warum? Weil die Zeitungsblätter die Feuchtigkeit aufsaugen.
Also die beim Blätter-Wetter gesammelten Blätter zwischen die Zeitungsblätter geblättert. Und dann? Dann werden Bücher herbeigeschleppt. Große, schwere Bücher. Die werden auf den Zeitungsblätterstapel mit den gesammelten Blättern gelegt. Dadurch werden die Seiten zusammengedrückt und das Wasser in die Zeitungsblätter gepresst. Nicht nur das Wasser vom Regen, sondern auch das Wasser in den Blättern.
„Warum muss man denn die Blätter so pressen? Ich finde, man kann die Blätter doch auf der Heizung einfach trocknen lassen!“, versuchte der Kleine Mann einen Vorschlag zu geben.
„Ja, das haben wir auch schon gemacht. Aber weißt du was? Dann werden die Blätter ganz krumm und schief. Man kann dann nichts mit ihnen machen. Wenn man sie presst, werden sie pfannkuchenplatt. Man kann sie dann auch auf Papier kleben.“
Die kleine Freundin wusste also Bescheid, was man machen muss, damit man schöne trockene und glatte Baumblätter bekommt.
So hatten die beiden alle Hände voll zu tun. Bald hatten sie alle Hände voll mit Blättern. Die kleine Freundin legte die Blätter aufeinander. Die großen Blätter unten und die kleineren darüber.
„So, jetzt gehen wir nach Hause. Wir haben genug Blätter gesammelt. Komm, Kleiner Mann! Hallo! – Wo bist du eigentlich?“ Sie sah sich um. Suchte er noch immer nach Blättern? Sie hielt beide Hände an den Mund und formte einen Trichter: „Hallo, Kleiner Mahann! Komm her, wir wollen nach Hause gehen! Hilf mir, die Blätter zu tragen!“
Der Kleine Mann ließ sich nicht blicken. Richtig ärgerlich wurde sie und rief noch ein paarmal. Dann bekam sie ein wenig Angst. War ihm was passiert? War er bereits allein nach Hause gegangen? Nichts geschah, obwohl sie immer wieder rief.
Sie raffte die Blätter zusammen und sagte: „Nun muss ich alles allein tragen! Dieser Schlingel ist einfach abgehauen!“
„Wieso abgehauen? Ich bin doch schon längst da!“ Da kam der Kleine Mann doch tatsächlich unter dem Blätterhaufen hervorgekrabbelt. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, unter einem Blätterhaufen versteckt zu bleiben und einfach nicht zu antworten!
Jetzt nahm er zwei Blätter in die Hand, kletterte auf die Schulter seiner kleinen Freundin und setzte sich hin. Die Blätter hielt er vor sich. So ging dann die Kleine in Richtung ihres Zuhauses. Auf der Schulter saß verschmitzt der Kleine Mann und trug die Blätter wie eine Fahne. Er schwenkte sie hin und her. Dabei streifte ein Blatt das Ohr seiner kleinen Freundin. „He, das kitzelt!“, rief sie.
Ha, da konnte er sie ja so richtig ein bisschen ärgern. Sie hatte ja beide Hände voller Blätter. Und der Kleine Mann schwang die beiden Blätter wieder hin und her. Jedesmal kitzelte es, mal am Ohr, mal hinter dem Ohr. „Hör mal auf damit!“, rief sie ihm jetzt zu.
„Kann ich nicht, du schaukelst zu doll!“, rief er zurück.
Na, na, Kleiner Mann, du kannst doch wohl deine beiden Blätter zusammenhalten? Und jetzt willst du auch noch deiner kleinen Freundin die Schuld geben, die dich doch immerhin auf der Schulter trägt.
Der Kleine Mann aber lächelte verschmitzt. Er stellte sich auf die Schulter und kitzelte jetzt doch tatsächlich seine kleine Freundin im Nacken. Da blieb sie aber stehen, legte ihre Blätter auf den Boden und nahm den Kleinen Mann von der Schulter herunter.
Als sie sein lachendes Gesicht sah, musste sie aber auch lachen. „So, und jetzt kannst du selber laufen, ich trage dich nicht mehr, du Schlingel!“
Tja, man hat so seinen Spaß mit seinen Freunden und mit dem Kleinen Mann hat man immer einen besonderen Spaß. Gut, dass sie so gutmütig war und es dem Kleinen Mann nicht übel nahm.
Zu Hause haben sie dann zusammen die Blätter in die Zeitungen gelegt und alles für das Auspressen vorbereitet. Da sah die Kleine eine Feder. Schnell schnappte sie die und kitzelte dem Kleinen Mann im Nacken. „Hör auf, höre auf!“, japste er, „ich kitzele dich auch nicht wieder!“
Tja, wenn einer einen Spaß macht, kann der andere das doch auch, oder? Merke dir das mal, Kleiner Mann.
Der kleine, kleine Kleine Mann, was der, was der nicht alles kann …