Der kleine Mann geht zum Bauernhof …

Eines Tages kam der Kleine Mann zu seiner Freundin. Schon an der Tür sagte sie: „Komm mit, wir gehen zum Bauernhof! Mein Papa ist schon da und mein großer Bruder will auch dahingehen und mithelfen. Ich darf mitkommen und du kommst auch einfach mit.“

Er lief neben seiner Freundin her, aber die hatte es eilig, weil der große Bruder sehr schnell lief. Puh, der Kleine Mann kam ins Schwitzen. So lief er  einen Meter vor seiner Freundin voraus und – schwupp  – kletterte der Kleine Mann an dem Kleid seiner kleinen Freundin hoch und setzte sich auf ihre Schulter. So konnte er unterwegs mit ihr reden und musste nicht so schreien. Außerdem kam er dann nicht aus der Puste.

„Was machen wir denn beim Bauernhof? Kann ich auch mithelfen?“ Der Kleine Mann war gespannt, was ihn auf dem Bauernhof erwartete. Als sie schließlich ankamen, rief der Kleine Mann: „Iiii, das stinkt hier ja!"

„Na und, so riecht es eben auf einem richtigen Bauernhof!“, schaltete sich der große Bruder ein, der den Ausruf des Kleinen Mannes gehört hatte. „Wenn dich der Geruch stört, solltest du schleunigst wieder abhauen. Ich mag den Geruch jedenfalls. Bauernhofgeruch … hmm, lecker!“

 

Der Kleine Mann fand, dass der große Bruder richtig angab. Er jedenfalls mochte den Geruch nicht sehr. Aber nach einiger Zeit hatte er sich so an den Geruch gewöhnt, dass es ihm überhaupt nicht mehr auffiel. Er war gespannt, was der große Bruder jetzt helfen wollte. Helfen auf einem Bauernhof, was sollte das wohl sein?

Er kletterte einfach, ohne zu fragen, auf die Schulter des großen Bruders und war gespannt, was jetzt geschah. Da kam auch schon der Vater an. „Gut, dass du da bist, Elias. Du kannst schon mal ein wenig Mist schaufeln.“

„Mist?“, dachte der Kleine Mann, „Mist ist doch, wenn man keine Lust für die Hausaufgaben hatte. Dann hatte der große Bruder manchmal „Mist, diese Hausaufgaben!“ gesagt.

„Machst du jetzt Hausaufgaben?“, fragte der Kleine Mann. Der große Bruder erschrak: „Du schon wieder! Wie kommst du bloß dazu, auf meine Schulter zu klettern?“

„Na, du weißt doch, ich klettere einfach deine Hose hoch und dann …“ „Ja, ja, ich weiß!“, grummelte der große Bruder, „ich meine doch, du hast mich ja nicht einmal gefragt! Und dann redest du noch von Hausaufgaben. Was für ein Unsinn!“

„Pass auf, ich helfe dir doch bei deiner Arbeit, das weißt du doch!“, beschwichtigte ihn der Kleine Mann.

Elias holte eine komische Schaufel. Die hatte Zinken wie eine Gabel. „Willst du damit essen? Dann musst du aber großen Hunger haben“, meinte der Kleine Mann belustigt.

„Das ist eine Mistgabel!“ erklärte der große Bruder. Elias fing an, mit der Mistgabel den Mist zu schaufeln und in eine Ecke abzuladen. Jetzt stank es natürlich ganz erbärmlich. Der Kleine Mann hielt sich die Nase zu.

Jetzt fiel ihm ein, wie er helfen könnte: Er kletterte auf den Kopf und drückte von oben die Nase des Jungen zu. „So, jetzt kannst du den Geruch besser aushalten!“, rief der kleine Knirps ihm ins Gesicht.

Da wurde der große Bruder aber wütend. „Mich stört der Geruch überhaupt nicht, das ist doch Bauernparfüm!“, rief er. Er schüttelte den Kopf, weil ihm das Nasezuhalten unangenehm war und dabei verlor der Kleine Mann den Halt. Er purzelte – ja, wohin wohl? – direkt in den Misthaufen, den der große Bruder aufgeschichtet hatte. Da stand der Kleine Mann nun und winkte verzweifelt. Er war über und über bekleckert mit einer grünbraungelben Soße und er roch … na  ja, er roch nach Misthaufen.

Der große Bruder schaufelte die oberste Mistschicht mit dem Kleinen Mann hoch und setzte sie vorsichtig ab. Da konnte der Kleine Mann es nicht lassen und kletterte die Hose und den Hemdsärmel beim großen Bruder hoch und strich den stinkenden Mist darauf ab.

Der war jetzt aber richtig wütend. Der Kleine Mann rief: „Siehst du, ich habe dir geholfen! Du magst doch sooo gerne den Mistgeruch. Jetzt kannst du ihn sogar zu Hause riechen. Du brauchst dir bloß den Hemdsärmel an die Nase zu halten, schon hast du den leckersten Kuhstallmistgeruch in deiner Nase! Bauernhofparfüüüm!“

Jetzt machte der Kleine Mann aber, dass er wegkam, denn der große Bruder war so wütend geworden, dass es  ratsam war, das Weite zu suchen.

Er fand schließlich seine kleine Freundin. Die erkannte ihn kaum wieder. „Iiii, wie siehst du denn aus? Bist du in den Dreck gefallen?“                 

Der Kleine Mann aber rief: „Für richtige Männer ist der Mistgeruch ein Parfüüüm!“

Der große Bruder hörte das und musste jetzt aber lachen. Der Kleine Mann lachte auch und die kleine Freundin sagte: „Aber dass du mit deinem Mistparfüm mir ja nicht auf meine Kleidung kletterst!“

Sie sprang so schnell sie konnte los und rannte nach Hause. Dem Kleinen Mann blieb nichts anderes übrig, als den weiten Weg – der für ihn mit seinen kleinen Beinen natürlich superlang wurde – allein zu trampeln. Und am Weg konnte man so kleine grünbraune Fußabdrücke sehen. 

Als er schließlich bei der Wohnung seiner kleinen Freundin ankam, war schon das Badewasser für ihn eingelassen. Die Kleidung wurde mit spitzen Fingern angefasst und sofort gewaschen.

Als er schließlich frisch gebadet und mit sauberen Kleidern angezogen ins Esszimmer kam, sagte er stolz:  „So, jetzt habe ich richtig auf dem Bauernhof geholfen. Ihr seht ja, wie ich geschuftet habe! Ich habe mir das Essen verdient.“ Der große Bruder war inzwischen auch angekommen. Beim Abendessen meinte der: „Kleiner Mann, was du gemacht hast, war großer Mist!“

„Nein“, meinte der Kleine Mann verschmitzt, „ich habe dich parfümiert!“ Gut, dass die Mutter dabei war, sonst wäre noch eine wilde Rauferei in Gang gekommen.

Jetzt wird erst mal gegessen, dann könnt ihr vom Bauernhof erzählen. Aber da zog der Kleine Mann es doch vor, schnell wegzugehen. Draußen hörte er noch, wie die Kinder drinnen sangen: Der kleine, kleine Kleine Mann, was der, was der