Der Kleine Mann … au wei !
Eines Tages machten der Kleine Mann und seine Freundin ein Wettrennen. Ihr denkt vielleicht: Das geht doch gar nicht!
Wenn ein normal gewachsenes Kind gegen den winzigen Kleinen Mann antritt, dann kann der doch nur verlieren. Aber wie schnell der seine Beine bewegen kann, das müsstet ihr mal sehen!
Achtung, fertig, los: Wie ein Wirbelwind bewegten sich die kurzen Beine.
Er bekam eine erstaunliche Geschwindigkeit, bis …
... ja bis da ein Stein lag. Der war nicht sehr groß, aber für den Kleinen Mann ein ziemliches Hindernis. Er fiel der Länge nach auf die Steine.
Ein durchdringender Schrei ließ seine Freundin sofort stoppen und nach dem Kleinen Mann sehen.
Au wei! Das sah ja schlimm aus!
„Warte, ich muss meine Mutter holen!“, rief sie und rannte so schnell sie konnte nach Hause. Sie hatte nicht weit zu laufen, da sie sich ja meistens in der Nähe des Hauses aufhielten.
Jetzt kamen die beiden angelaufen. Die Mutter sah sich die Verletzung an und meinte: „Da könnte was gebrochen sein. Wir müssen unbedingt ins Krankenhaus fahren.“ Der Kleine Mann stöhnte: „Muss das sein? Au wei, es tut mir weh!“
So fuhren sie dann ins Krankenhaus. Der Kleine Mann war auf ein Frühstücksbrett gelegt, natürlich mit einem weichem Tuchstoff, damit er es bequem hatte. Damit er nicht herunterfiel, hatten sie ein Klett-Fixierband darum herumgewickelt.
Als sie schließlich beim Arzt waren, guckte der ganz bedenklich und sagte: „Das muss ich erst einmal durchleuchten lassen, um zu wissen, ob da etwas gebrochen ist. Wir röntgen also erst einmal, dann sehen wir weiter.“
Der Kleine Mann fragte: „Was wollen Sie mit mir machen? Leuchten? Was ist das?“ Geduldig erklärte der Arzt ihm, dass Strahlen durch sein Bein geschickt werden. Auf einer Platte werden die Strahlen aufgefangen und man kann dann auf einem Bild sehen, ob innen drin der Knochen gebrochen ist.
„Und was sollen die Strahlen kosten?“, sagte der Kleine Mann plötzlich. Na, der will aber auch alles wissen. Wie kann man bloß auf so eine Frage kommen.
„Mache dir keine Sorgen darüber, die Krankenkasse bezahlt das schon!“ Der Arzt musste ein wenig schmunzeln. Was dieser kleine Kerl sich für Gedanken machte!
Der Kleine Mann wurde von der Krankenschwester auf ein hartes Bett gelegt, das fast so hart war wie ein Brett. Das Röntgen dauerte nur ganz kurz. Ein kleines komisches Geräusch für eine Sekunde, schon war alles vorbei.
Nach ein paar Minuten bekam der Arzt von der Krankenschwester das Bild. Das war vielleicht verrückt, es war schwarz und durchsichtig! Es wurde an ein beleuchtetes Gerät geklemmt und man konnte lauter Striche erkennen. Schwarze und graue Striche. Jetzt erklärte der Arzt, dass für ihn ganz deutlich zu sehen ist, wo der Knochen gebrochen ist. „Jetzt wissen wir, was wir tun müssen“, erklärte der Arzt, „du bekommst einen Gips, damit das Bein in Ruhe heilen kann. Und du musst mal ein paar Tage bei uns im Krankenhaus bleiben.“
Das war dem Kleinen Mann natürlich überhaupt nicht recht, aber er konnte ja nicht einfach wegrennen mit seinem gebrochen Bein und dem Gips.
Am nächsten Tag besuchte ihn der Arzt. Er guckte sich den Gips an und fragte den Kleinen Mann, ob er noch schlimme Schmerzen hätte.
Der Kleine Mann aber hatte auch eine Frage. „Herr Doktor, sie haben mir erzählt, dass Sie für die Strahlen und das Bild auch noch Geld bekommen. Ich möchte auch strahlen und dafür Geld bekommen, und zwar von Ihnen.“
Jetzt war der Arzt aber erstaunt. „Du willst strahlen?“ Er schüttelte nur den Kopf. Da sah ihn der Kleine Mann mit seinem strahlendsten Lächeln an und sagte:
„Sehen Sie mich an: Ich strahle Sie jetzt an, oder?“ Da musste der Arzt so lachen, dass er sich beinahe verschluckt hätte. So etwas war ihm noch nie passiert. Und weil der Kleine Mann ihn so glücklich und freudig angestrahlt hat, meinte er: „Wieviel bekommst du denn nun von mir?“
Der Arzt war ein Kinderfreund, deshalb hatte er sich überlegt, ihn vielleicht mit einem Schokokuss oder einer Tafel Schokolade zu bezahlen.
Der Kleine Mann aber sagte: „Herr Doktor, das macht 5 Euro!“
Jetzt war der Arzt aber wirklich verblüfft. Dieser kleine Kerl, was der sich erlaubte! Aber weil der Kleine Mann ihn fortwährend anstrahlte und lachte und so freundlich und erwartungsvoll guckte, ließ er sich sogar darauf ein. Er sagte: „Okay, die bekommst du von mir, versprochen!“
Beim nächsten Besuch kam der Arzt tatsächlich mit einem 5-Euro-Schein an sein Bett. Außerdem hatte er noch eine Tafel Schokolade und einen Schokokuss mitgebracht.
„Danke!“, rief der Kleine Mann und strahlte über das ganze Gesicht. Dann fügte er hinzu: „Diesmal strahle ich Sie aber ganz umsonst an! Sie brauchen nichts mehr zu bezahlen!“
Lachend ging der Arzt aus dem Krankenzimmer. So etwas hatte er noch nie erlebt!
Nachmittags kam seine kleine Freundin mit der ganzen Familie zu Besuch. Die wunderten sich über die Schokolade, den Schokokuss und den 5-Euro-Schein, die auf dem Schränkchen lagen.
„Wo hast du die denn her?“, wunderten sie sich. „Den 5-Euro-Schein hat mir der Arzt bezahlt und die Schokolade und den Schokokuss hat er mir noch dazu geschenkt.“
Was erzählt der Kleine Mann ihnen denn da? „Also hör mal, Kleiner Mann, bist du hier durcheinander oder was?“, fragte der große Bruder. „Der Arzt muss ja wohl bezahlt werden, aber er muss doch nicht dir etwas bezahlen! Rede nicht so einen Blödsinn! Also, von wem hast du den Schein bekommen. Klauen konntest du ihn ja nicht, denn du kannst nicht aus dem Bett kommen. Komm, Kleiner Mann, sei ehrlich!“
Die Mutter konnte nur noch sagen:
„Au wei ! …“
Da kamen in dem Moment der Arzt zusammen mit der Krankenschwester leise in das Krankenzimmer hinein.
Sie erzählten die ganze Geschichte schmunzelnd und brachen immer wieder in Lachen aus. Da konnten alle aus der Familie miteinander nur noch die Köpfe schütteln und der Vater sagte:
„Au wei, so was bringt aber auch nur der Kleine Mann zustande. Er erzählte dem Arzt und der Krankenschwester, was für ein Schelm der Kleine Mann ist und sagte: „Wenn er mal wieder was gemacht hat, dann singen wir meistens ein besonderes Lied.“
Da fing der Kleine Mann tatsächlich sofort an zu singen:
„Der kleine, kleine Kleine Mann, was der, was der nicht alles kann!
Der kleine, kleine Kleine Mann mit Strahlen Geld verdienen kann!
Da da dadamm, da da dadamm, da da dadamm, damm damm!“
„He, was fällt euch ein, warum singt ihr nicht mit? Los, wir singen jetzt noch einmal und der Herr Doktor und die Krankenschwester singen auch gleich mit! So schwer ist das Lied doch gar nicht!“
Der Arzt sagte: „Okay, fangt an!“ Und tatsächlich sangen alle mit, sogar der Arzt und die Krankenschwester.
Die Stimme des Kleinen Mannes konnte man dabei sogar auf dem Flur heraushören, so laut sang er mit.
Lachend gingen Arzt und Krankenschwester aus dem Zimmer. Wahrscheinlich würden die beiden gleich auch noch alle anderen Patienten anstrahlen, die sie besuchen mussten, weil der Kleine Mann ihnen das so richtig gezeigt hat.