Der Kleine Mann bei den Mammuts
Eines Tages war in der Schule wieder was los. Die Kinder aus der Klasse der großen Schwester hatten ein tolles Thema gehabt: „Schriftentwicklung“ und jedes Kind hatte wieder ein Heft darüber geschrieben und etwas gebastelt und ausgestellt.
„Da gehen wir hin!“, entschied der Kleine Mann. „Was ist das überhaupt – Schriftentwicklung?“
Die große Schwester konnte da Auskunft geben: „Wie die Menschen die Schrift erfunden haben und wie man dann im Lauf der Zeit immer besser schreiben und lesen konnte. Erst haben die Menschen Zeichnungen gemacht, dann Symbole, zum Beispiel einen Strich mit einem Haken, der bedeutete „Speer“ und schließlich wurden die Buchstaben erfunden. Wir haben jetzt auch eine Buchstabenschrift.“
Als sie in der Ausstellung waren, gab es viel zu sehen. Eine Eis- und Schneelandschaft mit Höhlen und urigen Tieren war zu sehen. Die Menschen haben damals an die Höhlenwände gezeichnet, wie sie lebten, zum Beispiel, wie sie gejagt haben. Der Kleine Mann stieg in die Schneelandschaft hinein. Dort gab es Elefanten. „Nein“, erklärte die große Schwester seiner kleinen Freundin. „Es waren die Verwandten der Elefanten. Man nennt sie Mammuts. Die waren sehr groß und hatten geschwungene Stoßzähne. Außerdem hatten die Mammuts lange zottelige Haare. Man nennt sie auch Wollhaarmammuts.
Die Menschen haben die Mammuts gejagt, obwohl die so groß und stark waren. Sie haben vielleicht Fallen gegraben, in die sie hineinstürzten. Dann hat man sie mit Speeren getötet.
Wenn man ein solches Mammut gefangen hatte, konnten sich die Menschen wieder lange davon ernähren. Es war aber sehr gefährlich, weil ein Mammut die Menschen angreifen konnte.“
Der Kleine Mann hatte der großen Schwester gut zugehört und gruselte sich ein wenig. Dann sagte er: „Ich hätte sie aber auch besiegt. Ha, ich würde sogar auf ihnen reiten!“
Mutig, mutig, Kleiner Mann!
Tja, wenn ein Mammut einem gar nichts tun kann, sondern nur aus Plastik geformt ist, dann kann man ja auch mutig sein.
Schwupp – saß der Kleine Mann auf einem der Mammuts und tat so, als würde er auf ihm reiten. „Ich weiß, warum sie Mammut hießen“, meinte er zu seiner kleinen Freundin. Und dann fügte er hinzu: „Die hatten den Mam – Mut, die waren also mutig, das hört man doch schon beim Namen!“
Die große Schwester kräuselte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass der Name was mit dem Mut zu tun hat. Das klingt nur so!“, erklärte sie. Was der Name wirklich bedeutete, wusste sie aber auch nicht.
Für den Kleinen Mann war es ein schönes Gefühl, dass der riesige Mammutelefant nicht größer war als er selbst.
„Werde mal bloß nicht übermammütig“, sagte seine kleine Freundin. Eigentlich wollte sie „übermütig“ sagen, aber das passte so schön mit dem Mam-mut.
„Übermammut tut selten gut!, das hat die Oma manchmal gesagt!“, meinte die große Schwester. „So hat die das bestimmt nicht gesagt!, vermammute – ä – vermute ich.“ So ein Schlitzohr, der Kleine Mann!
„Und jetzt noch auf den Höhlenbären!“ Der Kleine Mann fühlte sich wirklich stark in diesem Schneegebiet. Und tatsächlich: Er setzte sich sogar mit dem Rücken auf einen Bären.
Tja, bei solchen Tieren kann man sich ganz stark fühlen. Der Kleine Mann hatte ja eine blühende Fantasie. Er lebte in seinen Gedanken in dieser kalten Gegend.
Er malte sich aus, wie die Tiere da herumliefen, aber er hatte natürlich keine Angst vor Ihnen! Der Kleine Mann fühlte sich wie ein Höhlenmensch, der alle Tiere besiegen konnte. Er träumte mit offenen Augen und stellte sich vor, wie er mit seinem Speer und Pfeil und Bogen sich ein Beutetier aussucht. Plötzlich rief er: „Zack, getroffen!“
„Wie, wer hat dich getroffen?“, fragte die kleine Freundin, die sich die ganze Zeit die ausgestellten Tiere und die Schneelandschaft angeguckt hatte.
„Nein, ich wurde nicht getroffen, ich habe getroffen!“, rief er. „Wen hast du denn getroffen? Einen Freund?“
„Oh nein, ich habe ein Tier getroffen!“, rief er entrüstet.
„Ja, das sehe ich, hier sind ja viele Tiere!“, meinte sie.
Jetzt wurde er richtig ärgerlich, weil seine Freundin einfach nicht verstehen wollte, dass er doch ein Tier mit seinem Speer getroffen und erledigt hatte. „Zack – tot und ran an das Fleisch. Mit meinem Speer habe ich ihn zur Strecke gebracht – ganz allein!“
„Siehst du, und deshalb sind sie nun ausgestorben!“ Die Kleine Freundin spielte sein Fantasiespiel nur ein bisschen mit.
„Pass auf!“, rief sie nun plötzlich. Da kommt ein Wollnashorn und nimmt dich auf die Hörner!“ Und wirklich, da saß er mitten auf dem Kopf des Nashorns. Zum Glück wurde er nicht aufgespießt durch die spitzen Hörner. Wie gut, dass das alles nur Spaß war und keine wirkliche Wirklichkeit.
wirkliche Wirklichkeit.
Dann ging er in die Höhle. An der Wand war ein Mammut gemalt.
Er legte sich dort auf ein Fell und träumte sich in ein Höhlenmenschenleben hinein.
Was machte man denn, wenn man Hunger bekam? Die Menschen hatten früher doch auch Hunger und Durst! Tja, das stimmt wohl, und deshalb mussten die Menschen früher auch klug sein, wenn sie sich von den Tieren ernähren wollten. Denn sonst – ja sonst müsste man verhungern. Das geschah damals sogar manchmal.
„Huh, mir wird richtig kalt hier in der Höhle“, meinte der Kleine Mann und als er sah, dass die Mutter gerade dazukam, kriegte er gleich ein Hungergefühl in seinen Bauch. Wenn er nun kein Mammutfleisch bekam, wie sollte er dann satt werden? Sollte er hier elendig verhungern und erfrieren?
Er fragte die Mutter seiner kleinen Freundin: „Hast du auch ein bisschen Mammutfleisch oder Büffelfleisch oder Bärenfleisch für mich?“
„Wie bitte?“, die Mutter wusste gar nicht, was der Kleine Mann da von sich gab. Mammutfleisch, Büffelfleisch, Bärenfleisch? Der Kleine Mann schien mal wieder im Fantasieland gelandet zu sein.
Doch da kam ihr eine Idee: „Wir fahren jetzt nach Hause, da habe ich Bärentatzen, die kannst du essen. Hm, mit …, nein, ich verrate es nicht!“
„Bärentatzen, hä? Wo bin ich? Ach ja! Bärentatzen von erlegten Bären, die esse ich am liebsten!“
Zu Hause angekommen, gab es erst einmal einen warmen Kakao und dazu, na was wohl? Bärentatzen!
„Hier, die habe ich selbst erlegt!“, rief der Kleine Mann. Ich gebe euch von meiner Beute auch was ab. „Gebraten am offenen Feuer! Wenn ich nicht so tapfer mit meinem Speer gejagd hätte, dann würdet ihr alle verhungern!“
„Jetzt wache mal auf aus deinem Fantasieschlaf!“, lachte die Mutter, „Ich wünsche guten Appetit!“
Das ließ sich der Kleine Mann nicht zwei Mal sagen, denn er hatte einen Bärenhunger.
Und mit vollem Mund singt man auch nicht, sondern summt höchstens eine bekannte Melodie!