Der kleine Herr-Mann im Tierpark
Eines Tages durfte der kleine Herr-Mann mit in den Tierpark kommen. Leider regnete es ein bisschen. Es waren nur wenige Leute im Tierpark. Viele Tiere hatten sich verkrochen in Baumhöhlen, zwischen Ästen und Sträuchern.
Die Mutter las von einem Schild: „Bisons“ und erklärte, dass es sehr große Tiere sind, größer als Rehe. Sie ähneln den Kühen oder Bullen.
Herr-Mann rief: „Aber wo sind hier denn die Bisons?“
Tatsächlich war nirgends so ein Tier zu sehen. Vielleicht waren sie in den Stall gegangen, der am anderen Ende der Weide stand.
Jetzt war es dem Kleinen aber zu bunt geworden. Der Zaun, der alle Leute davon abhielt, den Tieren zu nahe zu kommen, war für ihn gar kein Hindernis. Schwupps – war er unter dem untersten Balken durchgekrabbelt und stand nun auf der Wiese.
Die Mutter und die Kinder standen vor dem Zaun und spähten nach hinten, ob sie dort einen Bison entdecken könnten.
Beim diesem angestrengten Gucken hatten sie überhaupt nicht mitbekommen, dass der kleine Herr-Mann längst unter dem Zaun durchgekrabbelt war und jetzt quer über die Wiese lief.
Plötzlich rief seine kleine Freundin: „Ich sehe da hinten auf der Wiese den kleinen Herr-Mann laufen!“ Alle sahen in die Richtung, in der sie mit dem Arm zeigte. Tatsächlich! Der Kleine lief munter durch das dunkle Grün der Weide. Seine bunte Kleidung hob sich gut ab von dem dunkelgrünen Gras.
Das war doch gefährlich! Wenn nun plötzlich so ein riesiges Bisontier käme – das könnte den Kleinen tottrampeln. Sie riefen und riefen: „Komm zurück! Das ist gefährlich und verboten!“
Der kleine Herr-Mann aber hörte es nicht oder er tat so, als würde er nicht hören. Jetzt kletterte er einen Hügel hoch. Oben auf dem Hügel schwenkte er seine beiden Arme und rief: „Hier bin ich! Ich sehe keinen Bison!“
In dem Moment wurde der kleine Herr-Mann wie mit einem Fahrstuhl hochgehoben. Er suchte schnell nach einem Halt und fand ein Büschel braune Haare. Er musste sich ja festhalten, um nicht den Hügel runterzufallen.
Hügel? War das ein Hügel? Ein Hügel mit Fahrstuhl? Das konnte doch nicht sein! Nein – wisst ihr, was es war? Es war ein riesiger Bison! Oben thronte der kleine Herr-Mann. Er rief: „Los, hü!“
Am Zaun aber standen die Kinder und hielten den Atem an. Wenn nun der Kleine da herunterfiel und sich ein Bein oder einen Arm brach? Oder wenn das riesige Tier sich wütend schüttelte, Herr-Mann dann herunterfiel und unter die harte Hufe des Riesenbison kam? Nicht auszudenken, was dabei passieren konnte.
Nun hatten sich die Kinder aus dem Futterautomaten eine Ladung Futterstückchen gekauft. Diese streuten sie nun in den Trog vor dem Zaun. Als der Bison das sah, lief er langsam auf den Zaun zu. Boah, war das ein großes Tier.
Und obendrauf saß wie ein Reiter Herr-Mann und rief: „Los, hüh, weiter! Da gibt es was zu fressen! Lecker, lecker, Leckerli!“
Schließlich erreichte der Bison den Trog und senkte seinen Kopf nach unten. Der riesige Hals war jetzt für den kleinen Herr-Mann wie eine Rutsche, auf der er hinunterrutschte. In Höhe der Ohren sprang er ab und landete auf dem Zaun. „Hallo, ihr Zugucker. Hier ist der Bison, den ich geritten habe. Wollt ihr auch mal reiten?“
Schnell wurde der Kleine in Sicherheit gebracht. „Du bist vielleicht einer. Niemand darf über den Zaun klettern, auch du nicht, du kleiner Wicht. Jetzt bleibst du aber hier und gehst auf keinen Fall wieder zu den Tieren. Sie können dich verletzen und außerdem ist es streng verboten!“
Das konnte Herr-Mann nicht ganz verstehen, er hatte doch Spaß gehabt und so ein Bisonritt war doch etwas ganz Besonderes!
Da meinte der Kleine: „Na, dann gehen wir jetzt zu den Hasen und gucken ihnen zu.“
„Wieso?“, fragte seine kleine Freundin zurück, „magst du die Hasen am liebsten?“
„Nein“, antwortete er, „aber ihr Angsthasen wollte doch bestimmt eure Verwandten einmal beobachten!“
Tja, so frech konnte der kleine Herr-Mann werden!