Mist!
Eines Tages wollte die kleine Freundin des Kleinen Manns mal wieder zum Bauernhof laufen.
Die kleine Freundin? Tja, die war allerdings verglichen mit dem Kleinen Mann riesig.
Aber die meisten nannten sie eben „kleines Mädchen“.
Der Kleine Mann war es ja gewohnt, mit den normal großen Kindern zu spielen.
Auch die Kinder hatten sich total daran gewöhnt, dass der Kleine Mann so winzig war.
Nie ärgerten sie ihn deswegen. Im Gegenteil, sie erlebten so viel Spannendes und Spaßiges mit ihm,
dass sie ihn total vermissten, wenn er mal krank war. Und natürlich wurde er auch mal krank, wie jedes andere Kind auch.
Heute war der Kleine Mann allerdings quietschfidel und wollte unbedingt mit zum Bauernhof.
Dort liefen sie gleich zu den Hühnern.
Sie gingen sogar mitten durch die Wiese, auf der die Hühner herumliefen.
Die scharrten mit den Füßen und pickten Futter.
Da sagte das Mädchen: „Kleiner Mann, das weiße Huhn könnte für dich doch ein Schimmelpferd sein.
Versuche doch einmal, darauf zu reiten! Traust du dich das?"
Und tatsächlich versuchte der Kleine Mann, mit einem Sprung auf dem Rücken eines weißen Huhns zu landen und sich festzuhalten.
Da hättet ihr aber mal das Huhn sehen und hören sollen!
Mit lauten Gegacker rannte es kreuz und quer über die Wiese, um den Reiter loszuwerden.
Der Kleine Mann hielt sich wie ein Cowboy an einer Feder fest. Er wurde hin und her geschüttelt
und flog von einer Seite auf die andere.
Als das Huhn eine scharfe Kurve drehte, löste sich die Feder aus der Haut des Huhns,
und der Kleine Mann flog im hohen Bogen mit der Feder in der Hand auf den Misthaufen!
„Du Mistvieh!“, schimpfte der Kleine Mann über sein Hühnerpferd.
Aber er war ganz froh, nicht mehr oben auf dem Huhn zu reiten.
Er war so durchgeschüttelt worden, dass ihm schwindelig wurde.
Er krabbelte von dem Misthaufen herunter und lief zu seiner Freundin.
Die musste lachen, als sie ihn sah. Er war mit Mist bekleckert, von oben bis unten.
Die Feder hielt er immer noch fest wie eine Fahne im Arm.
„Du stinkst wie ein Misthaufen und winkst mit der Mistfahne!“, lachte das Mädchen doch glatt.
Der Kleine Mann sah an sich herunter. Tatsächlich, überall hing dreckiger, stinkender Mist an seiner Kleidung.
„So ein Mist!“, stöhnte er und seine Freundin lachte auch noch!
Dann sagte er listig: „Und jetzt kriege ich dich und umarme dich, dann riechst du genauso lecker wie ich!“
Schließlich hatte doch sie ihn dazu gebracht, den Hühnerpferde-Misthaufen-Ritt zu machen.
Er rannte los, aber zum Glück konnte sie ihm entwischen. Da stand er nun und roch den ekeligen Mistgeruch.
Abends badete er im Duftschaumbad und seine ekelhaft riechende Kleidung wurde in der Waschmaschine gewaschen.
Am nächsten Tag sagte er spitzbübisch zu seiner kleinen Freundin:
„Gestern war ich dran, heute musst du Cowboy spielen. Reite auf einem Schaf und lass dich auf den Misthaufen werfen! Dann hast du auch ein herrliches Misterlebnis!“
Das wollte sie aber auf keinen Fall! Sie brauchte kein Mistparfüm.
Der Kleine Mann hätte zu gern das Mädchen auf dem Misthaufen gesehen. So ein gemeiner Kerl!
Als sein Vorschlag aber nicht angenommen wurde, stampfte er mit dem Fuß auf und rief: „Mist!“
Aber das Mädchen lachte nur und sang:
Der kleine, kleine Kleine Mann, wie gut der manchmal riechen kann!